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Workaholic: Woran man Arbeitssucht erkennt und was dagegen hilft

Manchmal bezeichnen wir jemanden als Workaholic, ohne es ganz ernst zu meinen. Hinter der Diagnose Arbeitssucht steckt jedoch ein ernstzunehmendes Problem. Hier erfährst du, was dagegen hilft.

Workaholic: Wenn Arbeit süchtig macht

In unserer Gesellschaft wird Arbeit allgemein als etwas sehr Positives betrachtet. Wer Arbeit hat, dessen Lebensunterhalt ist im Normalfall gesichert, er kann am Leben teilhaben, hat einen strukturierten Alltag und ist aktiver Teil der gewinnbringenden Gesellschaft. Dieses positive Verständnis von Arbeit kann aber durchaus krankhafte Auswirkungen nach sich ziehen.

Menschen mit Arbeitssucht, sogenannte Workaholics, messen ihrer Arbeit häufig ein Gewicht bei, das nicht mehr verhältnismäßig ist. Oft definieren sich Betroffene sehr stark über die eigene Arbeit und schöpfen aus ihr einen Großteil ihres Selbstwertgefühls. Auch kann ein hohes Maß an Arbeit zur Ablenkung von eigenen Problemen oder Gefühlen genutzt werden und hierüber in die Sucht führen.

Es gibt bei Workaholics meist keinen Ausgleich mehr zwischen klar definierten Arbeitszeiten und dem eigenen, ganz privaten Leben. Die Balance ist aus den Fugen geraten und die eigene Arbeit zur Sucht geworden. 

Woran du Arbeitssucht erkennst

Vielleicht hast du selbst schon darüber nachgedacht, dass sich das Verhältnis zu deiner Arbeit verändert hat. Eventuell beobachtest du auch bei einem Angehörigen ein krankhaftes Verhalten und vermutest, er könnte ein Workaholic sein. Bei pathologischer Arbeitssucht gibt es einige mehr oder weniger offensichtliche Anzeichen, die du prüfen solltest:

  • Machst du häufig Überstunden, vielleicht sogar gerne?
  • Arbeitest du liegengebliebene Aufgaben freiwillig in deiner Freizeit ab, etwa am Wochenende oder nach Feierabend?
  • Nimmst du dir häufig Arbeit aus dem Büro mit nach Hause?
  • Sagen dir deine Mitmenschen häufig, du würdest zu viel arbeiten?
  • Denkst du auch in deiner privaten Zeit viel an deine Arbeit und kannst schwer abschalten?
  • Überlegst du manchmal heimlich, wie du es schaffen kannst, noch mehr Zeit für deine Arbeit frei zubekommen?
  • Fühlst du dich gestresst oder ruhelos, wenn du gerade nicht arbeiten kannst.
  • Fühlt es sich gut an, zu arbeiten, weil deine eigenen Gedanken und Gefühle dann weniger präsent sind?
  • Leiden deine sozialen Kontakte unter deinem Arbeitskonsum? Sagst du häufig Verabredungen aufgrund deiner Arbeit ab?

Kannst du einige oder vielleicht sogar alle der genannten Punkte mit „ja“ beantworten, könnte bei dir bereits eine Arbeitssucht vorliegen, die du angehen solltest.

Entscheidend für eine Diagnose ist hierbei aber weniger die messbare Zeit, die du für deine Arbeit aufwendest, als die Bedeutung, die du ihr beimisst – das erklärt Cecile Schou Andreassen von der Universität Bergen gegenüber der Online-Zeitung Wissen. 

Medizinisch gesehen ist Arbeitssucht derzeit zwar noch nicht als eigenständige Krankheit im Diagnosekatalog der Ärzte aufgeführt. Dennoch ist sie mit pathologischen Süchten wie Spielsucht oder Alkoholsucht zu vergleichen. Nicht selten sind Workaholics von Begleiterkrankungen betroffen: so seien Depressionen und Angsterkrankungen häufige Folgeerkrankungen einer Arbeitssucht, wie Michael Tischinger, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter der Adula-Klinik in Oberstdorf der ZEIT gegenüber erläutert. 

Was ein Workaholic gegen Arbeitssucht tun kann

Arbeit ist ein Grundbedürfnis des Menschen und lässt sich zur Sicherung unserer Existenz nicht wegdenken. Die meisten von uns brauchen und wollen eine Arbeit in ihrem Leben. Umso diffiziler ist es, eine Arbeitssucht zu heilen. Denn anders als bei anderen Süchten, können wir das Objekt der Sucht nicht einfach meiden und versuchen, davon loszukommen. Es gilt für Workaholics also, einen gesunden Umgang mit der eigenen Arbeit zurück zu erlangen.

Um einer Arbeitssucht vorzubeugen, oder ihr im Anfangsstadium entgegenzuwirken, können schon einfache Tipps hilfreich sein: 

  • Nimm dir Arbeit nur in Ausnahmefällen mit nach Hause.
  • Versuche, Aufgaben Schritt für Schritt zu erledigen und nicht alles gleichzeitig.
  • Schaffe dir ein Arbeitshandy an. Dieses kannst du nach Feierabend und an den Wochenenden ausstellen – Arbeit und Privates wird so weniger vermischt. 
  • Lerne, „nein“ zu sagen.
  • Lerne, dir Fehler zu verzeihen und dich nicht mit noch mehr Arbeit zu bestrafen.
  • Gönne dir ab und an einen Tag frei und nimm regelmäßig Urlaub
  • Halte deine Arbeitszeiten ein und gehe nach Feierabend nach Hause, auch wenn noch nicht alles erledigt ist.
  • Schreibe to-do-Listen vor dem Feierabend und lasse sie auf deinem Schreibtisch liegen. So wirst du sie nicht vergessen, und nimmst sie dennoch nicht mit nach Hause.
  • Tausche dich mit deinen Kollegen aus und gib auch mal Arbeit ab. 
  • Probiere Entspannungsübungen aus, etwa Yoga oder Meditation. Plane dafür am besten feste Zeiten ein.
  • Auch Sport und Zeit in der Natur lassen dich von deiner Arbeit häufig Abstand gewinnen.  

Hat sich deine Arbeitssucht bereits stark verfestigt oder hast du einen Angehörigen, der all seine Warnanzeichen selbst gar nicht sieht, ist professionelle Hilfe gefragt:

  • Es gibt gut ausgebildete Psychotherapeuten und Psychiater, die auf Arbeitssucht spezialisiert sind.
  • Auch Selbsthilfegruppen können helfen, das eigene Problem anzuerkennen und Hilfe durch Gleichgesinnte zu finden. Chefarzt Michael Tischinger rät im Interview mit der ZEIT beispielsweise dazu, die Anonymen Arbeitssüchtigen zu kontaktieren.

In vielen Fällen werden die Kosten für eine Therapie von deiner Krankenkasse übernommen. Du kannst dich dazu vorab unverbindlich beraten lassen. 

Workaholics im Freundeskreis – Tipps für Angehörige

Workaholics können ihr Umfeld oft stark in Mitleidenschaft ziehen. Der Umgang mit Betroffenen ist nicht leicht, da sie sich nur selten ihres eigenen Problems bewusst sind. So kann es vorkommen, dass du einen Freund auf seine Arbeitssucht aufmerksam machen möchtest, dieser aber gleich abblockt und es als „nicht so schlimm“ oder gar falsch abtut. Genau jetzt solltest du aber nicht klein bei geben und versuchen, möglichst offen und ehrlich das Gespräch zu suchen. Dein Angehöriger muss verstehen, dass es dir Ernst ist. 

Achte als Angehöriger auch darauf, selbst nicht zu sehr beeinträchtigt zu werden. Tendiert etwa deine Partnerin oder dein Partner zur Arbeitssucht, solltest du versuchen, deine eigenen aber auch gemeinsame Pläne strikt zu verfolgen. Wird die geplante Wochenendreise etwa abermals verschoben, fahre notfalls alleine. Dein Angehöriger merkt so eher, dass etwas am eigenen Verhalten getan werden muss und du schützt gleichzeitig dich selbst vor zu großer Frustration. Scheue dich auch nicht davor, das Thema Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen immer wieder anzusprechen und deinem Angehörigen nahezulegen. 

Informationen und nützliche Adressen kannst du über die Website der Anonymen Arbeitssüchtigen finden.